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Hochdramatisches Eine-Frau-Stück im Amtshof

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Vom ersten Augenblick an versteht es die Schauspielerin Sibylle Dordel, das Publikum für sich und ihr Thema einzunehmen. GROSSBURGWEDEL (ti). „Der weibliche Blick“, unter den der Kunstverein Burgwedel-Isernhagen seine Jubiläumsveranstaltungen stellt, war der französischen Bildhauerin Camille Claudel (1864 – 1943) gewidmet, einer Frau, die mit ihrer Kunst an den gesellschaftlichen Verhältnissen ihrer Zeit zerbrochen ist. Die Schirmherrschaft über den Theaterabend im Amtshof hatte die Burgwedeler Gleichstellungsbeauftragte Sandra Ahnen übernommen. „Walzer in der Nacht“ – es war eine szenische Biografie, die etwa 80 Zuschauerinnen und Zuschauer als außergewöhnliches Theaterereignis erlebten. Das Bühnenbild: ein großzügiger Aufbau mit weißen Stoffbahnen, in der verhüllten Form an eine der monumentalen Skulpturen Auguste Rodins erinnernd, ein Stuhl, ein schwarzer Block im Vordergrund. Vom ersten Augenblick an versteht es die Schauspielerin Sibylle Dordel, das Publikum für sich und ihr Thema einzunehmen. Mit beklemmender Intensität fächert sie das Leben einer künstlerisch hochbegabten Frau auf, die mit 18 Jahren aus der Provinz auszieht, um „Paris zu erobern“, wie ihr Vater sie heißt und die schließlich dreißig Jahre ihres langen Lebens in einer Nervenheilanstalt zubringt. Das ist auch der Ort der Handlung des dramatischen „Eine-Frau-Stücks“ mit kurzen musikalischen Sequenzen, unterbrochen nur von einer männlichen Stimme aus dem Off mit den ärztlichen Bulletins. In fiktiven Gesprächen mit ihrem Vater, dem Menschen, dem sie sich anvertrauen kann, empfindet Camille Claudel ihr Leben nach, mal verstört blickend und irrlichternd abwesend, mal leidenschaftlich rekapitulierend. Immer wieder geht es um die Auseinandersetzungen mit der engstirnigen, konservativen Mutter. Viel mehr noch aber sind es sie die künstlerischen Höhenflüge und Leiden („Walzer gefällt ihm nicht“) an der Seite des schon zu seiner Zeit anerkannten, großen Bildhauers Auguste Rodin (1840 bis 1917), die sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Sie war dessen Muse und Geliebte, aber auch kongeniale Partnerin in seiner...

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