![Regina Höft (am Rednerpult) vom Ortskartell Sehnde begrüßt im Ratssaal 40 Kundgebungsteilnehmer.]()
SEHNDE (hdb). Zwei von drei Wetterprognosen hatten Regenschauer vorhergesagt. Deshalb hatte das Sehnder Ortskartell laut seiner Vorsitzenden Regina Höft „demokratisch“ entschieden, die Kundgebung zum 1. Mai vom Marktplatz in den Ratssaal zu verlegen. 40 Zuhörer brauchten Geduld, ehe der Hauptredner das Wort ergreifen konnte.
Der hannoversche Bezirksvorsitzende der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE), Wolfgang Blossey, ahnte nach eigener Bekundung, dass ihm seine Vorredner die Themen wegschnappen würden, die er sich als Hauptreferent zurecht gelegt hatte. Blosseys Vorahnung traf auch ein, denn das „Grußwort“ von Uwe Büttner weitete diser auf 25 lange Minuten aus. Der Pastor schlug als „Beitrag der Kirche“ einen weiten Bogen von der Berufswelt mit ihrem „ungeheuren Druck auf die Arbeitnehmer“ bis zur ehrenamtlichen Arbeit, die „immer mehr untergraben wird“.
Er beleuchtete die Ursachen für die Entstehung des Prekariats und die „Tendenz zur Verelendung“ durch nachteilige Veränderungen und die Globalisierung der Arbeitswelt. „Arbeitende Menschen müssen sich zusammenschließen gegen die anonymisierte Wirtschaft“, forderte Büttner und rief dazu auf, wählen zu gehen und sich für den Frieden zu engagieren.
Für die Stadt Sehnde richtete ihr 1. Stadtrat Rolf Steinhoff aus Sicht der Kommune kurz und knapp ähnliche Worte an das Publikum und behauptete „Arbeit ist ein Menschenrecht ebenso, wie von ihr leben zu können“. Die Anpassungsfähigkeit, die Steinhoff den Gewerkschaften bescheinigte, stellte dann prompt Wolfgang Blossey unter Beweis. Er warf sein ursprüngliches Konzept fast komplett über den Haufen, um inhaltliche Wiederholungen zu vermeiden.
Nur gut, dass der Bezirksvorsitzende keine schriftliche Fassung vorbereitet hatte, sondern frei - und mitreißend - redete. Die Eckpunkte gewerkschaftlicher Überzeugungen behielt er trotzdem bei: Der Mindestlohn von 8,50 Euro ohne jede Ausnahme - „Es gibt doch keine Leute erster und zweiter Klasse“ – und die...